Medienmitteilung der Jungfreisinnigen Kanton Zürich zur Credit Suisse Rettung.

Was mit der CS passiert ist, ist eine Schande für den Finanzplatz Zürich. Die Jungfreisinnigen (JF) des Kantons Zürich wehren sich jedoch entschieden gegen polemische „Zocker“-Kommentare und vorschnelle Forderungen nach mehr Regulierung. Die regulatorischen Kennzahlen zu Liquidität und Eigenkapital wurden eingehalten. Jahrelanges Missmanagement in den Chefetagen ist die Ursache. Wer marktnah arbeitete, konnte dies seit Monaten erahnen. Das Management hat seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 einen Schlingerkurs in Bezug auf die Strategie hingelegt. Die Vermutung liegt nahe, dass man sich gegen die angelsächsische Investmentbanking-Kultur nicht durchsetzen konnte, dieses Geschäft drastisch zu reduzieren, obwohl dies unternehmerisch nötig gewesen wäre. Die CS leidet seit Jahren unter einer Erosion der Profitabilität, die – ausgehend vom Investment Banking und den vielen Skandalen – zunehmend auch die Substanz der anderen stabilen und profitablen Bereiche wie das Asset Management, Private Banking, Retail- und Firmenkundengeschäft beschädigt hat. Ironischerweise hat dies der UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher längst erkannt, denn sofort nach der Übernahme ordnete er die Verkleinerung des Investmentbankings an.
Wir bedauern insbesondere die Auswirkungen auf die talentierten Mitarbeitenden in den Schweizer Einheiten und setzen uns für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze ein. Wir begrüssen den Vorstoss des Bundesrates gestützt auf Art. 10a des Bankengesetzes, individuelle Bonuszahlungen, sofern es das Management mit Strategieverantwortung trifft, zu streichen. Boni sollen bei Erfolg des Unternehmens ausgezahlt werden und dementsprechend nicht bei Misserfolgen. Zudem gilt es, den Wettbewerb zu erhalten, die Regulierung effizienter zu gestalten und eine Goliath-UBS zu verhindern. Für uns stellen sich folgende Fragen und Forderungen:

  1. War die CS Schweiz AG ein wichtiger Vertragsbestandteil, ohne welchen die UBS nicht zugestimmt hätte?
  2. Die CS Schweiz AG muss eine eigenständige Bank werden, um a) Dyssynergien und damit Arbeitsplatzverluste zu reduzieren; b) eine Monopolstellung der UBS im Schweizer Markt zu verhindern; c) das Klumpenrisiko für die Schweiz durch den neuen Goliath UBS zu reduzieren.
  3. Eine Untersuchung, warum – abgesehen von Zeitgründen – andere Schweizer Finanzinstitute nicht mitbieten durften? a) Die UBS konnte sich stabile, profitable Assets zu einem günstigen Preis sichern und ist nun zum Goliath geworden; b) Das CS-Firmenkundengeschäft, das Retailgeschäft, das Private Banking und die Immobiliensparte sind attraktive Assets und für viele einheimische Banken und Versicherungen sehr attraktiv.
  4. Untersuchung der absehbaren Reputationsschäden für den Finanzplatz Schweiz, da mit Notrecht das Aktienrecht der UBS und CS-Aktionäre ausgehebelt wurde.
  5. Die komplizierte Regulierung mit undurchschaubaren Paragraphen und risikogewichteten Kennzahlen (CET of RWA) sowie wenig aussagekräftigen Liquiditätskennziffern (LCR) hat in dieser Ertragskrise versagt und muss durch eine vereinfachte, eigenkapitalbasierte Regulierung ersetzt werden.
  6. Die Ausgestaltung der Additional Tier 1 Bonds (AT1), welche eine tiefere Seniorität als Aktienkapital aufweisen, ist zu überprüfen und allenfalls anzupassen, um die Glaubwürdigkeit und die Kompatibilität des Finanzplatzes Schweiz zu stärken.

“Es besteht ein starker Kontrast zwischen der Erfolgsgeschichte des freien Marktes und der Einstellung der Öffentlichkeit und insbesondere der Intellektuellen gegenüber dem freien Markt” (Friedman, 1966). Eine liberale Gesellschaft, in der die Individuen frei miteinander interagieren, ist die einzige moralische und beste Voraussetzung für eine kontinuierliche Entwicklung. Sie ist unvermeidlich ein dynamisches und komplexes System, das kurzfristige Krisen und Verwerfungen hervorruft, die nicht vollständig reguliert werden können und sollen. Seit der Einführung der ersten Aktie in den Niederlanden im Jahre 1602 hat die Rolle der Banken bei der Transformation von Informationen, Losgrössen, Fristen und Risiken dazu beigetragen, dass sich der Lebensstandard in den heutigen Volkswirtschaften erheblich verbessert hat. Die freie Marktwirtschaft hat keinen PR-Berater, und so wird vergessen, dass die unsichtbare Hand, wie sie Adam Smith beschrieben hat, jeden Tag, anonym, bescheiden und ohne mediale Aufmerksamkeit, über die Jahrzehnte mehr Wohlstand akkumuliert, als eine Krise an einem Wochenende vernichten kann. In dem Masse, wie das Steuersubstrat gewachsen ist, konnte auch der moderne Sozialstaat davon profitieren.

Quelle:

“Why Does the Free Market Have Such a Bad Press?” by Milton Friedman Human Events, 2 July 1966

Kontakt

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Mitglied Kommission Steuern & Finanzen

Remo Kündig
Präsident Kommission Steuern & Finanzen

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Vizepräsident, Zürich

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Lea Sonderegger
Vizepräsidentin, Dietikon

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